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Fahrtenchroniken & andere Berichte

Heliand-Kreuzpfadfinder aktiv - Herbsttörn auf der Mytilus ( 17. bis 24. September 2010)

Heliand-Kreuzpfadfinder, Pfadfinder, die über ihre aktive Zeit hinaus noch im Grünen Hemd Gemeinschaft und Glauben leben. Sie stehen im Leben an unterschiedlichen Stellen, sind Studenten, beruftätig oder schon in Rente, haben Familie oder sogar schon Enkelkinder, sie gehen wenn dann selten, aber regelmäßig auf Fahrt oder treffen sich zu liturischen Wochenenden in abgeschiedene Häusern. "Die" Heliand-Kreuzpfadfinderschaft gibt es eigentlich gar nicht, nur die gemeinsame Klammer, das Grüne Hemd, und unsere Besinnung und Verspruch eint uns. Jede Kreuzpfadfinderrunde macht für sich aus, wie sie Anspruch, Stil und Gemeinschaft lebt.

Die Kreuzpfadfinderschaft hat nur einen festen Termin im Jahr, und das ist immer noch das Bußtagstreffen der Heliand-Pfadfinderschaft. Ob es rundenübergreifende Fahrten oder Treffen gibt, liegt an der Initiative Einzelner. Und so warb ich im Frühjahr im Kreise der Kreuzpfadfinder nach Crewmitgliedern für einen Segeltörn. Das Schiff und Skipper waren vorhanden: Die Mytilus, ein nach historischem Vorbild rekontruierter Krabbenkutter, der aus dem Pfadfinderbund Nord wurzelnd durch einen eigenen Verein eigens für Pfadfinder- und Jugendgruppen unterhalten und gesegelt wird. Platz bietet das Schiff für ca. 8 - 10 köpfige Gruppen, also eine Sippengröße im bündischen Sinne. Ebenfalls an Bord sind Skipper und mindestens ein Bootsmann, welche der Gruppe die nötigen Handgriffe zeigen können, damit das Schiff fachgerecht bedient werden kann.

Heliand-Pfadfindern ist die Mytilus nicht neu. In den letzten Jahren waren der Stamm I, Stamm II, Stamm VI und der Stamm VII mehrmals mit ihr unterwegs. Sogar sind aktive und ehemalige HPler Mitglieder im Verein der Mytilus. So auch unser HKP-Kamerad Alexander Isheim, den es von Gießen, Sippe Zinzendorf, mittlerweile beruflich nach Cuxhaven in das dortige Wasser- und Schifffahrtsamt gezogen hat. Und Alexander war bei diesem Törn unser Bootsmann an Bord, eine gute Fügung, denn wir wollten möglichst viele HKPler an Bord haben, um Gemeinschaft zu leben und vor allem Gelegenheit zu Gespräch und Austausch. Wenn man sich in alle Himmelsrichtungen verstreut hat und so selten zusammen findet, ein sehr wichtiger Punkt.

Wir segelten eine Woche im Greifwalder Bodden umher, ohne rechtes Ziel, denn der Wind stand nicht günstig für den eigentlich gewünschten Zielhafen, Kiel. Da aber sowieso nicht die Richtung entscheidend ist, sondern das gemeinsame Leben an Bord, hatten wir dennoch eine schöne Zeit. Wir segelten mit Starkwind und maximal gerefften Großsegel, erlebten wenige Tage später Flaute und konnten "Die Lappen hoch" singend, Fock, Klüver, Flieger und sogar das Toppsegel zu dem ausgerefften Groß setzen. Alles harte Handarbeit! Denn die Mytilus ist, Rekonstruktion hin oder her, durch und durch ein historisches Schiff. Alle Fallen und Schoten sind mit Muskelkraft zu bedienen, jede Tätigkeit mit mehreren Männern. Natürlich gibt es an Bord anstatt Schiffsgeistlichem ordentlich Sicherheitstechnik, wie GPS, Funk und Echolot, Automatikrettungswesten und Rettungsinsel.

Urig ist das Leben unter Deck. Zwar gibt es Gasherd und Backofen, aber die sonstige Einrichtung entspricht dem heutigen pfadfinderisch-bündischen Ansprüchen. Das Boot ist gemütlich aus Holz und hat Bollerofen, nostalgische Petroleumlampen und Gitarre an Bord. Kein fließend Warmwasser, aber große Thermoskannen für Tee. Großräumige Backskisten für die Zutaten geselliger Abendstunden am riesigen Tisch, auf dem zur Not auch noch zwei Schlafsackplätze eingerichtet werden könnten.

Für Landratten ist das Leben an Bord in allen Bereichen neu. Besonders gewöhnungsbedürftig ist an Bord die Erledigung der persönlichen Bedürfnisse. Enge Verhältnisse und der Umstand, das im Anschluß eine komplizierte Abfolge an Pump- und Ventilbedienungen nötig ist, um das erledigte Geschäft außenbords zu befördern, ließ einige den sicheren Hafen abwarten. Sie waren dann abends nach dem Anlegen einige Zeit nicht zu sehen, erschienen dann mit entspannten Gesichtszügen, um den verdienten "Anleger", d.h. Grogg oder Orangensaft zu genießen.

Der Weg ins Vorschiff zu den Kojen zwingt demütig den Kopf zu senken, andernfalls kracht es vernehmlich, wenn der "Hirnkasten" gegen den niedrigen Türrahmen schlägt. Jeder hatte so am Ende des Törns die charakteristischen blauen Flecken an der Stirn und verinnerlicht, mit einem ängstlichen Wegducken eine Tür zu durchschreiten. Gesellige Abendrunden u.a. mit sehr lehrreichen Ausführungen eines "Bierbrauers", genauer: diplomiertem Getränketechniker, liesen uns so manchen Schluck des beliebten Hopfensaftes bewußter und wissender Genießen.

Es war schön, Kreuzpfadfinderkameraden aus verschiedenen Generationen und Gegenden Deutschlands wieder auf Fahrt zu erleben. So ging eine schöne und interessante Woche zu Ende. Vielen Dank allen, die dabei waren und sich in die Gemeinschaft eingebracht haben, und immer eine handbreit Wasser unterm Kiel ...

Mit dabei waren u.a.: Björn Nadesan, Stephan Späthe, Jörg Wohlfahrt (alle Stamm II), Sebastian Bauersfeld, Stephan Struve (Stamm III), Stefan Kielwein, Alexander Isheim und ich (Stamm VI). Dabei gewesen wären gerne: Gerd Fassauer (Stamm I) und Claus Schul (Stamm II), beide mussten aber aus beruflichen bzw. gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen.

Ralf Dreher

(ehemals Beo, dann DvB und Stammesführer im Stamm VI, jetzt HKPler und im Vorstand des EJW-Butzbach aktiv, der HP noch als zentraler Zeugwart und bei manchen Lagerküchen zu Diensten. Bei den Ehemaligen als kritische Stimme für einige Jahren im Initiativkreis bekannt)

Weiterführende Internetadressen: www.mytilus.de